Ratgeber Rigid-Vinyl

Im Bodenbereich gibt es insbesondere bei Design- und Vinylböden viele verschiedene Typen, die sich beim Aufbau mitunter deutlich unterscheiden. Von hauchdünnen Vinyl-Klebesheets mit 1,5 mm Stärke bis zum dreischichtigen Fertig-Vinyl mit 11 mm Aufbauhöhe erhalten Sie sehr unterschiedliche Böden mit verschiedenen Einsatzgebieten. Eine beliebte Variante ist Massivvinyl. Trotz geringer Stärke bietet es eine hohe Robustheit, Feuchtraumtauglichkeit und durch seine mechanischen Klickverbindungen auch die Möglichkeit der schwimmenden Verlegung. Doch unter bestimmten Bedingungen stößt das klassische Massivvinyl an seine Grenzen. Aus diesem Grund haben die Bodenhersteller eine Weiterentwicklung auf den Markt gebracht: das sogenannte Rigid-Vinyl oder Rigid-LVT (LVT = Luxury Vinyl Tiles). Dass quasi jede führende Bodenmarke ihr eigenes Rigid-Vinyl auf den Markt wirft, zeigt, dass dieser neue Boden eine überzeugende Antwort auf einen konkreten Bedarf beim bodenverlegenden Gewerbe darstellt. Auch wir als Holzfachhandel für den Großraum Stuttgart sind überzeugt von diesem neuen Bodenbelag und möchten Ihnen diesen im folgenden Ratgeber einmal näher vorstellen.

Die Themen auf einen Blick:

Was macht Rigid-Vinyl besonders?

Aufbau von Massivvinyl und bekannte Probleme

Wie fast alle hochwertigen Vinylböden besitzt Massivvinyl eine Nutzschicht mit einer transparenten PU-Vergütungsschicht, einer strukturierten transparenten Nutzschicht und einer darunterliegenden Dekorschicht, zuständig für die Optik bzw. das Design. Die Unterschiede beginnen ab der Mittellage. Klassisches Massivvinyl oder „Vollvinyl“ verzichtet im Vergleich zu Fertig-Vinyl auf eine HDF-Trägerplatte und verwendet stattdessen eine mehrschichtige Vinylmittellage. Für die Stabilität wird noch ein Glasfasernetz in die Trägerschicht eingearbeitet. Ein Vinylgegenzug komplettiert den Massivvinylboden. Durch die fast ausschließliche Verwendung von feuchtigkeitsunempfindlichem Vinyl ergibt sich eine ideale Feuchtraumeignung.

Doch Vinyl bzw. der zugrundeliegende Werkstoff PVC ist ein Thermoplast bzw. Plastomer: ein Kunststoff, welcher bei bestimmten Temperaturen verformt werden kann im Gegensatz zu Duroplasten, welche nach Aushärtung ihre Form behalten. Ist Massivvinyl nun starken Temperaturschwankungen ausgesetzt – etwa in einem Wintergarten mit bodentiefen Fenstern, in denen im Sommer eine große Aufheizung stattfinden kann – kann es zu Problemen kommen wie Wölbungen oder Dellen. Das Weichwerden durch Temperatureinflüsse wirkt sich auch negativ auf die mechanischen Klick-Verbindungen aus – die Auszugsfestigkeit sinkt merklich. Ein weiterer Schwachpunkt: Unebenheiten beim Untergrund wie z.B. prägnante Fugen eines darunterliegenden Fliesenbodens oder auch Klebereste können sich auf der Oberfläche des Massivvinyls abzeichnen. Deshalb muss bei klassischem Massivvinyl der Untergrund entsprechend sorgfältig aufbereitet werden, eventuell mit dem Spachteln von Unebenheiten.

Um diese Schwachstellen zu kontern, aber die Vorzüge von Massivvinyl zu erhalten, gibt es bei Rigid-Vinyl einen veränderten Aufbau, den wir im Folgenden beschreiben.

Aufbau und Eigenschaften von Rigid-Vinyl

Der wesentliche Unterschied von Rigid-Vinyl zu Voll-Vinyl besteht in einer besonderen Trägerplatte, dem „Rigid Board“ (= „starre Trägerplatte“). Diese steife Trägerschicht erhöht die Dimensionsstabilität. Dazu werden Kalk- oder Steinmehle hineingemischt. Bei der Fachhandelsmarke HQ sind es Steinmehle, das Trägermaterial nennt sich SPC (Solid Polymer Core). Die starre Trägerplatte erlaubt die Verlegung in Bereichen, wo bei Massivvinyl höchstens eine vollflächige Verklebung möglich wäre, etwa in Wintergärten mit bodentiefen Fenstern. Rigid-Vinyl kann selbst Temperaturen bis 60 °C tolerieren. Gleichzeitig erlaubt die feste Beschaffenheit eine schnelle Flächenverlegung – attraktiv für den bodenverlegenden Fachbetrieb. Die Anforderungen für die Vorbereitung des Untergrunds sind geringer, und das bekannte Problem des „Durchtelegrafierens“ von Unebenheiten, etwa bei prägnant geformten Fliesen, wird behoben. Rigid-Vinyl muss sich vor der Verlegung nicht erst „akklimatisieren“, sondern kann sofort verlegt werden. Allerdings ist Rigid-Vinyl nicht ganz so weich und komfortabel wie Massivvinyl – auch abhängig vom Hersteller.

Ansonsten wird die geringe Aufbauhöhe von Massivvinyl weitgehend erhalten, mit Stärken von 4,5-5,5 mm erweist sich Rigid-Vinyl immer noch als sehr renovierungsfreundlich. Auch die Feuchtraumeignung ist nach wie vor gegeben. Bei hochwertigen Rigid-Vinylböden wird noch eine Trittschalldämmung integriert, z.B. eine XPS-Lage (extrudierter Polystyrol-Hartschaum) oder auch eine Korklage. Dies erspart den Aufwand, die passende Dämmunterlage zu wählen und beschleunigt die Verlegung. Wie auch bei Massivvinyl gibt es ansonsten eine designstarke Nutzschicht, z.B. mit einer robusten 0,3 mm oder 0,55 mm Vinyldecklage. Bei der Nutzungsklasse werden auch bei Rigid-Vinyl beeindruckende Werte bis zu NK 34/43 erreicht für die Nutzung in industriellen Umfeldern. Sowohl dauerhaft starke Nutzungen als auch punktuelle Druckbelastungen (klassisch: die Drehstuhlrollen im Büro) machen Rigid-Vinyl nichts aus. Bei der Verbindung von Räumen mit ähnlicher Temperatur und Luftfeuchtigkeit müssen keine Übergangsschienen verwendet werden. Auch die Eignung im Zusammenspiel mit einer Warmwasser-Fußbodenheizung ist gegeben. Die geringe Stärke des Bodens und die gute Wärmeleitfähigkeit sorgen für einen effizienten Betrieb der Fußbodenheizung.


Rigid-Vinylböden: Ausführungen & Designs

Bei Rigid-Vinyl haben Sie Zugriff auf eine große Vielfalt an Designs. Ob dunkle Steinoptiken oder markante Holzdekore – die verschiedenen Hersteller bieten hier die bekannt-beliebten Varianten, auch mit attraktiver Prägestruktur für eine authentische Haptik und Optik der jeweiligen Materialnachbildungen. Obwohl recht neu auf dem Markt, müssen Sie bei der Wahl des Designs keine Abstriche machen. Umlaufende Kantenfasen sorgen für prägnante Dielen bzw. Fliesen.


Verlegung von Rigid-Vinyl

Dank der hohen Auszugsfestigkeit und der daraus resultierenden soliden, dauerhaften Klickverbindungen lässt sich Rigid-Vinyl sehr komfortabel und schnell verlegen. Das starre Ausgangsmaterial erlaubt im Herstellungsprozess präzise Fräsungen und damit besonders feste Verbindungen. Auch der Heimwerker kann sich die Verlegung von Rigid-Vinyl zutrauen. Eine Akklimatisierung des Rigid-Vinyls ist nicht erforderlich, und auch beim Untergrund sind die Ansprüche gering. So kann Rigid-Vinyl nicht nur auf einem Estrich, sondern auch über alten Holzdielenböden, Fliesen, PVC oder Linoleum verlegt werden. Die niedrige Aufbauhöhe macht ein Abschneiden von unteren Türkanten oft überflüssig. Nach Verlegung ist Rigid-Vinyl sofort begehbar. Dehnungsfugen und Übergangsprofile braucht man nur bei sehr großen Raumflächen.


Reinigung und Pflege von Rigid-Vinyl

Dank der hohen Abriebfestigkeit und Unempfindlichkeit gegen Feuchtigkeit sind Rigid-Vinylböden sehr einfach zu reinigen. In den meisten Fällen reichen Staubsauger oder Besen aus, alternativ empfiehlt sich das Wischen mit Wasser und Neutralreiniger. Bei hartnäckigeren Verschmutzungen können auch spezielle Vinylreiniger verwendet werden, die Sie z.B. im Holzfachhandel kaufen können.

Wir hoffen, dass wir Ihnen diesen interessanten neuen Bodenbelag näherbringen konnten. Informieren Sie sich gerne auch zu unseren übrigen Design- und Vinylböden oder auch zu anderen Böden innerhalb unseres Bodensortiments.

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